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11.04.2017

Zielgerichtet! BIW stellt Fachwissen der Mitarbeiter auf eine breitere Grundlage

Brief und Siegel fürs Expertenwissen

BIW qualifiziert firmenintern seine Facharbeiter und profitiert von der neuen Flexibilität

Ennepetal. In der Druckschlauchbeschichtung macht Gianni Guercio keiner was vor. „Das ist meine Maschine“, sagt er. Sie aufzuarbeiten und die Fertigungslinie zu gestalten und in Gang zu bringen, war seine Aufgabe, als er 2004 bei BIW Isolierstoffe in Ennepetal anfing.

Gianni Guercio

Er hat daraus ein Erfolgsmodell gemacht: „Die Kunden bestellen ohne Ende die Schläuche und Profile, die hier ummantelt werden.“ Ihr Einsatzbereich ist vielfältig und reicht von der Kaffeemaschine bis zur Magenspiegelung. Gianni Guercio ist mit Leidenschaft dabei: „Ich beschichte gerne. Und ich will ein gutes Material rausbringen.“

 

 

 

Der ehemalige Monteur ist fachlich top, hat selbst schon viele Kollegen angelernt – und doch setzt er sich jetzt selbst nochmal hin, konzentriert sich auf neue Inhalte, investiert zusätzliche Zeit. Warum? „Alles, was ich vorhatte, habe ich geschafft. Der BIW-Facharbeiterbrief ist etwas Schriftliches, das würde alles abrunden“, sagt Guercio.

Der 44-Jährige hat deshalb nicht gezögert, als die Qualifizierung im Betrieb angeboten wurde. Es ist eine firmeninterne, keine offiziell von der Kammer anerkannte Maßnahme, die den besonderen Anforderungen des Silicon verarbeitenden Unternehmens entspricht. Und es ist eines von zahlreichen Weiterbildungs-Steinchen, mit denen BIW seine knapp 500 Mitarbeiter aus über 30 Nationen auf den jeweils aktuellen Stand bringen, unterstützen und fordern will.

 „Die Fertigung bei uns ist sehr speziell. Silicon ist anders als Metall, es lebt. Man braucht ein Gefühl dafür “, erklärt Geschäftsführer Ralf Stoffels. Die Mitarbeiter, zahlreiche aus anderen Branchen oder ohne Ausbildung, werden jeweils an einer Maschine angelernt.

Bestätigung: Ahmed Caliskan übt
schon längst Facharbeiter-Funktionen aus.

 

 

 

Dieses Fachwissen soll jetzt breiter gestreut werden - um Vertretungen und Ausfälle flexibler gestalten zu können und damit letztendlich auch produktiver zu werden.

Die zukünftigen BIW-Facharbeiter kennen sich in der ganzen Abteilung aus und leiten als Paten die neuen Kollegen an. Über drei Jahre hinweg müssen sie dafür Basis-, Standard- und Expertenschulungen mehrfach durchlaufen. Sie lernen, wie man Wissen weitervermittelt, beschäftigen sich aber auch mit nur sporadisch anfallenden Sonderaufgaben für spezielle Kunden, etwa dem Programmieren von Barcodes.

Willkommener Input: Marcel Gabriel ist als Zeitarbeiter
zu BIW gekommen und sieht die Qualifizierung als Chance, aufzusteigen.

 

Zwölf Mitarbeiter nehmen bis jetzt an dem Programm teil, dazu kommen zwei Springer, die sich im ganzen Unternehmen auskennen sollen. Der 29-jährige Marcel Gabriel, vor fünf Jahren als Zeitarbeiter in die Firma gekommen, sieht das als Chance, aufzusteigen. „Außerdem ist es eine angenehme Abwechslung, neuen Input zu bekommen“, meint er. Für Ahmed Caliskan, der nach verschiedenen Jobs vor zwölf Jahren zu BIW kam und dort zum Experten in der Glasseidenbeschichtung wurde, war es nur konsequent: „Ich mag meine Arbeit, habe schon viele Verbesserungsvorschläge machen können, zahlreiche Maschinenführer ausgebildet. Warum also nicht Facharbeiter werden?“

Der 49-Jährige ist direkt noch ein Stück weiter gekommen. Er vertritt gerade seinen Teamleiter, eine ebenfalls noch junge Position im Unternehmen. „Wir sind stark gewachsen, arbeiten jetzt  in drei Schichten“, sagt sein Chef. Die bislang drei Abteilungsleiter und die neuen Facharbeiter reichten da nicht mehr. 22 Bewerber gab es für die 15 geschaffenen Teamleiterstellen.

Nicht alle, die angesprochen wurden, wollten diese Führungsaufgabe übernehmen. Andere hätten mit ungeahnten Fähigkeiten überrascht, so Stoffels. In Workshops und Schulungen wurden sie vorbereitet sowie  in der Betriebsversammlung vorgestellt. „Das ganze Verfahren war von Anfang an sehr transparent, damit die Kollegen die neuen Strukturen akzeptieren.“ Dass aus der Mannschaft plötzlich jemand mehr zu sagen hat, ist nicht immer ganz einfach.

Die drei angehenden Facharbeiter sehen das pragmatisch. „Wir sitzen doch alle in einem Boot“, sagt Guercio: „Die Zusammenarbeit zählt.“ Ein lauer Job sei die Teamleitung nicht, betont Caliskan: „Man muss planen, Material bestellen, Mitarbeiter einteilen, schauen, dass die Maschinen laufen. Da vergisst man auch schon mal zu essen und zu trinken.“                                                                                                                                                                                                                                                                                         

Geschäftsführer - Ralf Stoffels und
Personalreferentin - Nadine Hallenberger

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Blickpunkt Wirtschaft April 2017

Autor: Hildegard Goor-Schotten / Fotograf: Raffi Derian

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